Doc

Zum Mittag gabs gebratene Rostocker Fischstäbchen mit Salzkartoffeln und brauner Einbrenne


[franz.: Roux (Mehlschwitze), hier: Im erkalteten Zustand ein pampiger Feststoff, der gerade noch warmgenugverflüssigt aus der HalbkugelAlukelle immer die Höhenzüge der SchulspeisungsSalzkartoffelklebe bedeckte.].


Fürs Lager.
Für die Lagerleitung stand ein Schmeckerchen auf dem Tisch: Statt Fischstäbchen lag bei ihnen eine 10teilige Portion Dorschfilet auf dem Teller. Statt Einbrenne schwammen die Teilchen in schaumiger, sattgelber, wiesenblumigduftender Butter.
Erik besorgte den Dorsch von einem Fischer, den Paul Klütenbieter ihm zu Beginn seiner Leitung vermittelt hatte. (Im postpostfeudalen Tauschhandel gng nix mit leeren Händen:) Dieses Mal dienten die 5 Rollen Dachpappe als übliche Gegenleistung, die 5 Rollen von der guten, der tschechischen (Oberseite gesandet und Unterseite geteert, brauchte man Teer nicht separat im Kübel überm Feuer erhitzen und den heißen Teerpott aufs Dach bugsieren), das Häuflein Rollen, das im Frühjahr bei den Reparaturarbeiten übrig geblieben war. Wenn die in der Hitze hinterm Lagerschuppen übersommerten, wurden sie schließlich nicht besser, eher wahrscheinlich unbrauchbar.
Der Dorsch wurde so zubereitet, wie Erik es am liebsten hatte: filetiert und in medaillongroße Häppchen zerteilt, die in Ei getunkt und mit Semmelmehl paniert wurden. Ab in die heiße Pfanne. Dazu Pfeffer Salz Zitrone, zerlaufene Butter mit gerösteten Semmelbröseln über extraseparatgekochte Salzkartoffeln und die Fischteile gegossen – Erik konnte nicht genug davon bekommen. Für ihn roch der Fisch nach der Luft seiner Kindheit, nach der von eFfPeeGee „Strelafisch“ auf dem Carl-Heydemann-Ring, dessen Ring im Namen Erik schon als Kind irritierte, war es doch nur eine langlange Straße, die von der heimischen Ecke Knöchelsöhren mit Kupfermühle weg in fremde Gegenden der Allzukleinstadt kreuzte, die den geraden Ring jetzt in eine genausoirritierende Allee eingetauscht hatte, da eine Allee ohne Bäume und einem Namen ohne Wurzeln vornedran, eine aufgepfropfte Wilhelm-Pieck-Allee, die die Einheimischen im Alltag linksliegenließen, Carl-Heydemann-Ring blieb Carl-Heydemann-Ring,

 

[Am 7. Juni 1933 wurde ein Misstrauensantrag in der Stralsunder Bürgerschaft gegen den Oberbürgermeister CARL HEYDEMANN mit der Stimmenmehrheit der NSDAP angenommen. Allerdings trat Heydemann nicht zurück, denn die Absetzung des Oberbürgermeisters hätte nur der Reichsminister des Innern, WILHELM FRICK, anordnen können. BezirksOberlehrerSohn Dr. Frick war noch in Alter Fünfzig ein schickanzuschauendes Mannsbild, in VierzehnAchtzehn volldienstuntauglich und vondaher unbeschädigt, dafür Vollnazi der allerersten Stunde mit PARTEImitgliedsnummer 10, Spießgeselle Hitlers 1923 bei seinem Putsch in München, 1930 überhaupterster NSDAP-Landesminister (Thüringen), ewiger Reichstagsfraktionsvorsitzender der Nazis und Abgeordnetenkollege vom später KominternHotelluxÜberlebenden Piefke Pieck. Frick war der stattlichste, braunste BüroDeckHengst der Erstnazifizierten, der das lahmarschige Demokratiedurcheinander der Weimarer Republik zum zackigen Führerstaat umkrempelte, deutsch und gründlich. Seit der Thüringer Ministerzeit zählte der Schmallippige zum Freundeskreis des Saalecker Architekten PAUL SCHULTZE-NAUMBURG (Baumeister von Schloss Cecilienhof), einem der 12 Gott(hier:=Der Herr)SeiDank von der Nachwelt Unbegnadigten, weil vergessenen, GOTT(hier:=Adolf Hitler, zum Probezeichnen an der Wiener Kunstakademie nicht zugelassen - Was hätte die Kunstakademie der Welt an Leid erspart, hätte sie Hitler gelitten! Ach hätt sie genommen den Linzer Lippenbart!)BEGNADETEN (Sonderliste der 12 wichtigsten bildenden Künstler), der in seinem Buch Kunst und Rasse (1928) expressionistisch gemalten Portraits die Analogie mit Fotografien von Geisteskranken antat um Entartung der Kunst und Kretinismus der Künstler zu beweisen, was den Machern der Ausstellung „Entartete Kunst“ (1937) so gut in den schmutzgeistigen DrecksKram passte, dass die Fotos im Ausstellungskatalog standen und die Gemälde ja sowieso, was die Deutschen nicht störte noch abschreckte, sondern die Ausstellung zur meistbesuchten Wanderschau im 1000jährigen Reich frequentierten, Ausgerechnet ihn!, den Paul, strafte das Leben (Gewahrte denn niemand den Fluch aus der Dampfspalte aufsteigen?) damit, dass seine 2. Gattin W·a·h·n·s·c·h·a·f·f·e hieß und an Geisteskrankheit litt und starb. Die garantiert rassereine 3. Gattin Margarete spannte dem Schultze-Naumburg der stoppelschnittige Frick zu garantiert eugenistischen Zwecken aus

 

[[ SCHULTZE-NAUMBURG verheir. 1901 mit Maria Wahnschaffe, 2. Gattin, 5 Kinder;
FRICK verheir. 25. April 1910 mit Elisabetha Emilie Nagel, 3 Kinder;
SCHULTZE-NAUMBURG  geschied.  1921 von Maria;
SCHULTZE-NAUMBURG verheir. 1922 Margarete Karolina Berta Dörr, 3. Gattin, keine Kinder (Wat ging denn nich?);
FRICK  geschied. 1. Februar 1934 von Elisabetha Emilie (zugleich 38. Geburtstag der NichtmehrNebenbuhlerin);
SCHULTZE-NAUMBURG  geschied.  12. Februar 1934 von Margarete;
SCHULTZE-NAUMBURG (im 65. Lebensjahr, alle Achtung!) verheir. 8. März 1934 mit Charlotte Ulrich (im 34. Lebensjahr), 4. Gattin, 3 Kinder (Alle Achtung, Paule!!);
FRICK verheir. 12. März 1934 (zugleich 57. Geburtstag von FRICK) mit Margarete Schultze-Naumburg, 2 Kinder (Na bitte, Margarete!).

 

(SIND HIER ALLE MITGEKOMMEN? Zusammenfassung: Auf dem 38. Geburtstagsgabentisch der Neuen Frick kam das Scheidungsurteil mit der Alten zu liegen und auf des Ministers 57. Geburtstagsgabentisch exakt 6 Wochen später flatterte die Heiratsurkunde, wenn das nicht gefeiert wurde. Fragte sich nur, ob die Zweiministeriellen noch Zeit fanden, zwischendurch beim Paul seinem Hochzeitsfeschtle vorbeizuschauen: Der kam ihnen doch glatt um 4 Tage zuvor!)
Der frigide Schwarzmilchborn Frick/Schultze-Naumburg sprudelte wiederbelebt 2+3 warme Leben hervor, nachdem mit 3+5 der Rassenauftrag schon zu Kaisers Zeiten übererfüllt war. Die bisdahin mit rassehygienischem Makel Ertraglosigkeit behaftete Eizellen1.000schaft der nichtblonden Margarete (abernichtsdestotrotz Arierin des Geistes) wurde doch noch von MiniWillis SchönlingsSamenfäden1.000.000enSchar bezwungen.
Und Paule: Was war denn los, zwölfjahrelang mit Margarete? Knick im Samenschlauch? Mit Hausdame Lotti gings doch wieder flotti, von wegen Der Tod ist ein Meister aus Deutschland: Die Todsmeister konnten auch Leben und zeugten und zeugten.]]

 

und wurde dafürnicht und nichtwegen Carl Heydemann 1946 als Kriegsverbrecher hingerichtet und bekam sein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng (Aschfahlte da das nonblonde Haar, Margarete?) hergerichtet.
Dieser Mann hielt Carl Heydemann im Amt, auch spätere Versuche der sundischen NSDAP-Fraktalen den Bürgermeister zu verdrängen scheiterten: Carl Heydemann blieb die volle Amtszeit bis 1936 Bürgermeister.]

 

in der Tag für Tag Heringe gebraten wurden, die hinterher in goldblinkenden Blechfischdosen kühlten. Das war eines der für ewig eingebrannten KindheitsDuftmuster, die Erik aus der Heimatstadt mit sich herumschleppte, ob er wollte oder nicht.

 

[Also für die, die damit nichts anfangen können und Parfum unverdrossen weiter mit - " - schreiben, anstatt ohne und die Zecks Palast der Düfte nicht kennen wollen und denen Gottimhimmel (≈Süskindauferden) nie Einlass in die cité céleste d`odeur gewähren werden wird, also für die entroll ich gar ein würdig Pergamen, die olfaktorischen Geheimnisse lüftend:
Riechschleimhaut →Anlagerung von Geruchsmolekülen an Rezeptormoleküle →spezifische Matrix auf Oberfläche des Riechepithels →Riechköpfchen des Geruchsrezeptors in äußerer Riechschleimhaut →Bindung von Liganden hier: Duftmolekül an Rezeptor →G-Protein-Aktivierung →Depolarisierung der Zelle durch Kaskade bei cAMP →d. i. Axone der Rezeptorzellen (Fila olfactoria) →Wanderung durch Löcher des Siebbeins ins Schädelinnere →Weiterleitung der Aktionspotentiale der Axone an Bulbus olfactorius (Riechkolben), d. i. Ausstülpung des Gehirns →Konvergenz von mehr als 1.000 Axone auf ein einziges nachfolgendes Neuron →enorme Datenreduktion →Weiterleitung des Aktionspotentials über Bulbus olfactorius direkt ins Telencephalon.


GEDäCHTNISEINSPEICHERUNG (Ort, Situation):
Von der Riechschleimhaut →zum Bulbus olfactorius →über die Stria lateralis →zur Area praepiriformis (primäre Riechrinde) →zum Hippocampus →(Einspeicherung von Gedächtnisinhalten).
Jawoll, auf Wissenschaftsunkenntlichdeutsch,
Und wehe, der Himmel steigt nicht zu euch nieder!]


Oder der aufdringliche, bittersatte KaffeeRöstgestank von FauEeBee Kermi, der bei auflandigem Wind vom Sund her über den Schulhof wehte.
Oder die Kölnischwasser-Luxseife-Echtleder-Westkaffee-Westschokolade-Westkaugummi-Aromawolke des Intershops, in den ihn als kleiner Junge seine Oma Westen
(seine beiden Omas wurden von den Eltern nicht nach den Namen, wie etwa Oma Olga, Oma Helga, Oma Meta oder Oma Sonstso bezeichnet, sondern nach den Wohnorten Oma Westen und Oma Gammelin, woran man schon erkennen konnte, dass das wichtigste Merkmal einer Oma, an dem Kleinkinder die Großmütter auseinander zu halten lernten, nicht der Vorname, sondern der Ort und vom Ort nicht der Name, sondern seine Lage war, dieser eben im Westen und das wichtigste Merkmal der anderen Oma, dass deren Wohnort keinschweinkannte, woniemandhinwollte, ein gammeliges ÄllPeeGeedorf eben, wo sich FuchsundHase Gutnacht sagten.) mitnahm, die einmalimjahr ihre Zonenverwandten pflichtbesuchte, in 4 Tagen den Eltern, der Schwester und der Tochter samt Enkel Erik nacheinander geschwind die Klinke putzte und wieder davondampfte im metallichammerschlagglänzenden Interzonenzugwaggon, nachdem sie mit herablassender Geste den Mindestumtausch verschenkte (Was sollte sie denn einkaufen und mitnehmen, es gab doch nichts.).
Der Besuch kündigte sich unumstößlich damit an, dass Eriks Lehrervater das Hausbuch vom Hausbuchverwalter entlieh, um die Besucherin pflichtgemäß einzutragen. In vorgezogenen Spalten, Zeilen und Rubriken wurden die Einzelheiten des Vorganges pedantisch vom pflichtbewussten TehZettLehrerangsthasen in 15gradneigeTeeGehÄllnormschrift exakteingeschrieben. Sogern der hinterher die Trophäen des Westbesuchs zählte und damit angab, beim Einkaufen im Intershop hatte der immer die Büchsen voll.


Die Lagerleitung bestand heute aus Erik zusammen mit Siggi und dem Doc Ossenoog, der am Vorabend zu einem Routinebesuch eingetroffen war. Hatte sich zwar nicht angemeldet, aber von der Hgienie hatte man nichts zu befürchten. Im Gegenteil, bei Beanstandungen vom Doc wurde schneller reagiert, alswennsnur der Lagerleiter meldete. Aber ein Bein musste man sich trotzdem für den nicht ausreißen, Ossenoog war nicht beliebt. Er war neunmalklug und teilte das jedem unverzüglich mit, hätte besser Klaugsieter heißen sollen.
Siggi zog sich eine kleine gegabelte Gräte aus dem Mund und seufzte: „Dors, Fis fr de Katt, schwer zu filetieren.“
Doc: „Schwierig, mein Lieber. Oder hier besser: anstrengend. Nur schwer ist das nicht. Schwer ist zum Beispiel die muskelbepackte Speerwerferin, die grad aufm Platz der Sportschule Training hatte. Mann, mann, mann, was haben sie da wieder angestellt, dass die so hypertrophiert. Das bei einer Frau, mann, mann, mann.“
Siggi konnte die Oberlehrerart des Doc nicht verknusen und überließ Erik das Mittagsgespräch mit dem Doc.
Erik: „Wenn sie Erfolg haben will, dann muss sie doch viel Kraft trainieren. Dabei wachsen die Muskeln und die feste Masse wird größer. Von nix kommt nix. Sie tuns doch fürn guten Zweck, wissen wir alle: der Welt zeigen, wer der Bessere ist. Der Westen hat zwar mehr Hartemark, aber wir mehr Olympiagold. Okey, wir haben Forums – haha.“
Doc: „Das ist ja wohl ein bisschen sehr einfach von dir gedacht. Du musst das auch mal von der fraulichen Seite sehen: Wenn die eine im Kaufhausmagnet an den Ständer für Schlanke geht und die andere muss zu dem für die Überweiten: Glaub mir mal, die würden alle lieber zu dem für Schlanke gehen. Außerdem musst du die Vorbildwirkung berücksichtigen: Was sollen denn die Kinder denken, die gern Sport treiben? Die glauben doch, vom Sport wird man dick und hässlich. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Sporttreiben ist gesund. Ich würde der Werferin gern mal den Puls fühlen, ob da alles normal ist.“
Erik: „Mir gefällt es, wenn die Mädels ein bisschen was zum Anpacken haben. Das dünne Gehopse mit Schenkeln wie ich Arme - das ist nicht mein Fall, aber ist alles Geschmacksache.“
Erik schaute zu Siggi, aber dem triefte die goldglänzende Flüssigbutter aus den Mundwinkeln und in seinen Kinnstoppeln hatten sich Krümel der angerösteten Semmelbrösel verfangen.
Doc schüttelte kichernd den Kopf: „Geschmackssache? Alter Perverser! Du musst bei Gelegenheit mal erzählen, wie sie geschmeckt hat. Das hier auf dem Teller war jedenfalls vorzüglich, du hast was gut bei mir.“ Er rieb sich den vollen Bauch, lachte und stand auf. Die Männerrunde ging entspannt und sommerlich gut gelaunt auseinander.
Siggi Dürkopp war das Jahr über Mitarbeiter im Kulturhaus des Kombinates, so etwas wie Mädchen für alles, handwerklich ein bisschen, ein bisschen Organisation, ein bisschen Schreibkram. Man musste ihm nicht viel erklären, er wusste wie der Hase lief. Den Sommer verbrachte er immer im Betriebsferienlager und war so etwas wie der Stellvertreter von Erik. Da konnte er sich bei vielen Dingen nützlich machen.
Siggi war geschieden und hatte wegen seiner 1meterzweiundneunzig jede Menge Weibergeschichten (Seit der Erschaffung des Menschen fielen die Weiber mit Vorliebe auf die langen Kerls herein, dabei waren die statistisch gesehen die Untreusten. Die Langen wiederum täuschten sich, dass sie wegen ihrer besonders netten Art beliebt wären; es waren nur animalische Instinkte der Frauen, war sich Erik sicher.).
Siggi machte gern auf zurückhaltend, sah sich als so etwas wie ein vertraulicher Berater und erwartete, dass man seinem Rat folgte. Wenn der sich als falsch herausstellte, waren es immer andere gewesen, Siggi nie. Er war sehr hilfsbereit und nicht sehr zuverlässig, bei der Mannigfaltigkeit seiner undefinierbaren Aufgaben war das auch gar nicht möglich. Erik kannte diese Seite und nutzte sie gelegentlich aus, Siggi war so etwas wie seine Dauerausrede.

 

Doc Ossenoog fürchtete sich vor einem Anfall von Magenbeschwerden nach dem Essen. Sein Sodbrennen hatte er kaum im Griff, griff lieber zu Simagel. Für süchtig hielt er sich nicht. Auf die Mittagsruhe verzichtete er aus Angst vor Schmerzen, lief ein paar Schritte aus dem Lager hinaus in Richtung Ortsmitte und zündete sich eine Semper an (Hätt er sich auch hinlegen können.).
Doc sah auf der anderen Straßenseite Claudia, die Physiotherapeutin der Sportschule. Kurz zögerte er, bevor er sie ansprach.


Hallo Claudia? Ja was machst du denn hier? Wie geht es dir?/ Wie es so geht. Interessiert dich das wirklich?/ Na hör mal, na klar. Du bist wohl noch sauer wegen der Geschichte damals?/ Wie denn nicht? Schliesslich hast du mir eine Menge eingebrockt. Das bleibt jetzt ewig in meiner Kaderakte. Schönen Dank nochmal./ Was sollte ich denn machen? Du weißt genauso gut wie ich, dass wir damals extrem unterbesetzt waren, von 3 Planstellen in der Physio nur eine besetzt und das warst du. Da stellst du den Antrag auf Versetzung zum Sportmedizinischen Dienst: Der Chef bestellt mich ein, gibt mir den Parteiauftrag dich umzustimmen. Das habe ich dann versucht mit den Mitteln, die gingen./ Du hättest es auch anders machen können. Mein Entschluss stand sowieso fest. Eben weil ich für 3 arbeiten musste und sich nie was geändert hatte, sooft du das auch versprochen hast. Die Mühle im Krankenhaus hätte mich fertig gemacht, da musste ich raus, das hast du ganz genau gewusst./ Jaja lass gut sein. Und bist du beim SMD glücklich geworden?/ Glücklich glücklich. Du übertreibst. Ich bin gegangen und das war gut so./ Untertreib duu mal nicht: Du machst einen sehr zufriedenen Eindruck./ Kann man so sagen. Es ist ja viel erzählt worden über den SMD, aber ich bin zufrieden./ Aber Einsatz bei wirklich Kranken ist es doch wohl nicht./ Ich weiß nicht, was du meinst. Für mich sieht die Sache so aus: Warum Schichten rund um die Uhr, wenn ich beim SMD von 9 bis 17 Uhr Dienst habe und sogar mit ins Ausland fahren kann. Für 800 Mäuse auf die Hand. Das ist zwar für euch Ärzte nichts, ich weiß, aber für eine kleine Kneterin ist das viel, sehr viel./

Eine Windbö frischte auf und es nieselte feinen Strichregen. Doc deutete auf einen freien Tisch am Straßenverkauf des Eiscafès, der eine Regenmarkise runtergelassen hatte. Er zog Claudias füllige Gestalt einfach mit.

Lass uns einen Kaffee trinken. Da ist ein Tisch frei geworden. Und da machst du jetzt Einsatz in der Sportschule?/ Für den Moment ja. Bin hauptsächlich in der Stadt beim Sportclub und werde angefordert für die Lehrgänge der Verbände. Allerdings ist es diesmal kein richtiger Verbandslehrgang. Mehr eine Einzelmaßnahme für Carla Klittmann, eine Speerwerferin. Da hat man mal Zeit für sich. Man kommt sonst nicht oft an die See. Da ist der Lehrgang geradezu eine günstige Gelegenheit./ Und du? Machst wohl Urlaub mit Familie?/ Nee, die sind zuhause. Ich mache hier den Dienst im Ferienlager mit Nahrungs- und Allgemeinhygienekontrolle. Ich bin auch nicht mehr im Krankenhaus, es ist das Ferienlager des Kombinates, an das die Poliklinik angeschlossen ist, in der ich arbeite. Auch für mich eine nette Erholungszeit. Aber du kommst klar mit den Leistungssportlern?/ Aber du kommst klar mit der Zeit ohne deine Frau?/ Ist das ein Angebot, dass du mir hilfst, wenn ich Schwierigkeiten in dieser Richtung bekomme?/ Man hilft doch wo man kann, lass es mich wissen, wenn es so weit ist./

Die Windböen bliesen nun als s-teife Brise, in der kurze Regengüsse pladderten.

Und diese Carla? Wieso braucht sie eine ,Einzelmaßnahme‘ wie du sagst? Ist es nicht eher eine Auszeichnung, wenn sie so rundum versorgt alleine Lehrgang macht?/ Der Klub will unbedingt, dass sie die WM-Qualifikation noch schafft. Da setzen sie alle Hebel in Bewegung, so wie es eben ist, wenn die Planerfüllung auf dem Spiel steht. Warum interessiert dich das?/ Na hör mal, wenn die Planerfüllung beim Speerwerfen gefährdet ist, da will man doch mitanpacken, am Speer, oder so?/ Wenn du dich lustig machen willst, dann geh ich lieber./

Hastig suchte Doc den Blick von Claudia und wechselte abrupt das Thema.

Ich glaube, sie hat was mit meinem Lagerleiter./ Wundert mich nicht, wie sie drauf ist./ Du kriegst allerhand mit, nicht wahr? Diese Carla sieht schon von Weitem ziemlich verschärft aus./

Claudia erkannte sofort, dass sie Carla gegen diese Ausfragerei in Schutz nehmen musste.

Spiel nicht den Moralapostel, jeder will mit seinen Talenten so weit kommen, wie es geht. Das ist doch verständlich. Carla tut, was man ihr sagt. Ob sie alles verstehen würde, wenn sie alles wüsste, glaube ich nicht. Sie hats so schon schwer genug. Außerdem ist es noch keine 10 Minuten her, dass der Herr Oberarzt, für seine Untaten die Umstände verantwortlich machte. Was für dich gilt, gilt auch für Carla, zumal sie damit wenigstens keinen anderen schädigt./ Muss halt jeder sein Päckchen tragen. Aber guckt sie nicht in den Spiegel? Die Arme, die Beine, das Kreuz, die Wangen, die Nase, die Haare, ich meine sie ist doch eine Frau. Wie alt mag sie sein? 27, 28, 30?/ Übertreib nicht schon wieder. Ich glaub sie ist erst 23 oder 24. Und das mit dem Spiegel und dem Aussehen ist auch so eine Sache, die sich entwickelt hat. Das passiert nicht über Nacht./ Gibts da nicht Gelegenheiten von Frau zu Frau mit ihr zu reden?/ Woher willst du wissen, ob sie darüber reden will? Selbst wenn, was soll ich dazu sagen? Etwa: Lass das Training sein, geh zum Friseur? Wem nutzt es denn, wenn ich ihr Zweifel ins Ohr setze? Was würde sie sonst sein? Eine unbedeutende SekretärinKrankenschwesterKüchenfrau. Welche Höhepunkte hätten sie im Leben? Mir wärs doch genauso gegangen, wenn ich im Krankenhaus geblieben wäre: Ostern, Weihnachten, Republikgeburtstag-TagdesGesundheitswesens-Frauentag. Im Alltag streiten und heulen mit Mann und Kindern. Da hat der Sport doch seine Vorteile, wenn man es wie Carla so weit gebracht hat. Sie gehört einem exklusiven Kreis an, ist angesehen, hat Erfolge, darf dorthin, wo andere nicht hindürfen. Wir stecken alle in der selben Mühle: Was gut ist für ihre Leistung, ist gut für ihre Umgebung, machen alle mit. Punkt./ Aber die Akne stört doch bei der Massage!/ Wenns zu viel ist, dann lassen wir die Massage sein, aber es ist wie bei jedem: Wenn es sie wirklich stören würde, dann würde sie selbst mehr dagegen tun. Also was willst du? Sie kann damit leben. Es ist nun mal so im Sport: Die Frauen, die nicht schwitzen wollen, die gehen zum Friseur und nicht zum Sport. Wer zum Training geht, der hat auch nichts gegen verschwitzte Sachen. Man kann nicht jeden Tag frische Wäsche anziehen, schon gar nicht im Lehrgang. Da reagiert die Haut eben drauf./ Also werde ich meinem Lagerleiter Salbe geben mit der Pflegeanleitung?/ Der soll mal machen, was er macht, sonst wird die Lage noch unrettbarer./ Unrettbar kann man nicht steigern./ Klugscheißer! Du bist zwar Arzt, aber weit weg. Was weißt du über das ganze Drumherum? Das Mädel ist, sagen wir mal, angeregt und das ist ganz normal unter den Umständen. Dabei wachsen die Muckies fast täglich und sind kaum noch weich zu kneten. Im Spiegel sind vielleicht Veränderungen zu sehen, die unterbewusste Unzufriedenheit und Ungeduld kommt in einem hoch, da ist es besser, sie hat jemanden, der mit ihr Spaß hat, als jemand, der über ihre Pickel erschrickt und einsalben will./ Hat sie Depressionen? Musst du da öfter mal zureden?/ Na glaubst du, dass die Carla dumm ist? Mit mir kann sie ziemlich frei reden. Ich kenn die anderen A-Kader, habe schon mit einigen was durchgemacht. Da ist es besser, sie redet mit mir und ich kann ein Auge auf sie halten./ Was denkst du, wie läufts?/ Mit deinem Lagerleiter und Carla? Ganz gut, ich hoffe, nichts Ernstes, ohne Vorkommnisse. Carla ist alleinstehend hat keinen festen Freund, insofern gibts bei ihr kein schlechtes Gewissen. Sie gehen spazieren und halten Händchen. Mehr geht mich nichts an. Sie übernachtet aber nicht bei ihm, habe ich ihr von abgeraten. Seitdem lässt sie immer ein Toilettenfenster im Parterre offen, damit sie nicht an der Haustür überrascht werden kann. Dagegen, wenn sie aus dem Klo kommt, kann keiner Verdacht schöpfen. Außerdem habe ich ihr schon gesteckt, dass dein Chef verheiratet ist. War ihr egal. Hauptsache die Frau kreuzt hier nicht auf und macht Schwierigkeiten./

Schlagartig wurde dem Doc klar, dass seine Ex-Kollegin angesetzt war, auf Carla aufzupassen. Er schlürfte schnell den kalten Kaffee zu Ende und verabschiedete sich unverbindlich: „Also machs gut, bis zum nächsten Mal.“

 


Zwei Tage später wartete Erik auf Carla am Eingang zum Kulturraum. Grob rempelte sie ihn beiseite, als er sie zur Begrüßung küssen wollte: „Ist der Doc da? Hast du mit ihm geredet?“ „„Er ist in der Gästewohnung und wartet.““ Sie ging los und Erik hinter ihr her.
An der Tür stieß sie Erik zurück: „Bleibst draußen! Ich geh allein!“
Nach dem sie den Schnelltest erledigt hatten und der Doc das Ergebnis sah, verkündete er provozierend:

Männer wie wir werden doch nicht schwanger! Aber da wir schon mal auf die Sache kommen: Setzt es bei dir öfter mal aus?/ Manchmal./ Hast du durchgehend Sex auch über die kritischen Tage?/ Nehm die Pille./ Und trotzdem glaubst du, dass du schwanger werden kannst?/ Aber wenn die Regel nich kommt?/ Verstehe. Was ist dir lieber, du wärst schwanger oder lieber nicht?/ Lieber nich./ Warum?/ Kann zur WM./ Sicher?/ Gibt noch Testwettkampf in KW 35, aber der is nich so wichtig, bin nominiert./ Wie läuft sowas?/ Was: Wie läuft sowas?/ Woher weißt du, dass du fährst?/ Trainer hats gesagt und schließlich wär ich sonst nich hier. Lehrgang is nich umsonst und krieg Uh-äMm./ Wäre das die erste WM oder Schwangerschaft?/ Wie jetzt? Was soll das?/ Na warst du schon mal schwanger und hast den Abort machen lassen?/ Nee, was soll die Scheiße?/ Und bei einer WM?/ Nee, is erste./ Wie stehen die Chancen?/ Wenns normal läuft, Medaille./ Und wenns gut läuft?/ Speerwerfen hängt immer von Wetter ab, Wind undso. Wenn man einen richtig trifft, dann kanns schnell mal Gold geben. Haben schon viele Glück gehabt./ Aber nächstes Jahr sind Olympische Spiele, die sind doch viel wichtiger, da geht alles von vorne los./ Eben nicht./ Was meinst du?/ Wenn ich WM-Medaille hole, dann bin ich automatisch bei den Spielen dabei und brauch vorher keine Qualli, dann kann alles kommen./


 

Bericht über den Besuch des Betriebsferienlagers
in Kieserow (Bez. Rostock)

Der Besuch des Betriebsferienlagers des Kombinates KKD fand in der Zeit vom 7. bis 11. August statt.
Den Besuch habe ich aus Sicht der Kontrolle der allgemeinen gesundheitlichen Hygiene begründet.
Dabei hatte ich folgende Auffälligkeiten im Betriebsferienlager bzw. bei den sich dort aufhaltenden Personen aufgedeckt:
Wie schon im vergangenen Jahr hat der Leiter des Betriebsferienlagers, Erik Brenner, einen nicht genehmigten Getränkeverkauf im Kulturraum eingerichtet. Dort trafen einige eingeweihte Personen aus Kieserow und die Betreuer und Angestellten des Betriebsferienlagers zusammen. Aus Gründen der Ermittlung suchte ich den Ort am 7.8., 8.8., 9.8., 10.8. und 11.8. in der Zeit zwischen 20.05 Uhr und 23.00 Uhr auf. Ich kann versichern, daß folgender Personenkreis dort anzutreffen war:

  • Stellvertreter von Brenner, Siggi Dürkopp,
  • Koch Tiedke von Sportschule Kieserow,
  • Hanna Drews, Küchenfrau in der Sportschule Kieserow, hat ein intimes Verhältnis mit Siggi Dürkopp,
  • Schallplattenunterhalter Jimmie Kägebeen aus dem Jugendklub Kieserow,
  • Gruppenleiter und Küchenangestellte des Betriebsferienlagers,
  • Sportler aus Sportschule Kieserow,
  • Angestellte der Sportschule Kieserow,
  • Mädchen aus Kieserow.

Brenner und Dürkopp verkaufen dort ohne Genehmigung vorrangig alkoholische und nichtalkoholische Getränke. Die Preise der Getränke sind sehr niedrig, etwa wie Preisklasse 1, sodaß auch die jungen Studentinnen verleitet werden, sich die hochprozentigen Getränke zu kaufen. Dies vor allem, um später am Abend zu körperlichen Annäherungen zu kommen.
Außerdem wurden den Studentinnen und anderen weiblichen Gästen oftmals von Brenner und Dürkopp und weiteren männlichen Anwesenden Freigetränke spendiert. Obwohl fast nur Waren aus preisintensiven Delikat-, Export- und Sondersortiment angeboten werden, wie Lübzer und Wernesgrüner Bier, Rotkäppchen-Sekt, Gin mit englischem Etikett, Weinbrand „Herzbube“, Liköre der Marke „Bols“, Nordhäuser Doppelkorn, Getränke des VEB Margon, wie Tonic, Ginger Ale, Cola, Bitter Lemon.
Ich konnte sichere Erkenntnisse gewinnen, daß diese aus dem Tauschhandel stammen, den Brenner und Dürkopp zu benachbarten Personen ausüben, z. B.: Koch Tiedke von der Sportschule, der Getränke liefert und Frischfisch abholt, aber auch Rauchware, die Brenner und Dürkopp im Ort besorgen, sehr wahrscheinlich unterm Ladentisch bei der PGH Fangfrisch, bei der verschiedene Familienmitglieder von Familie Klütenbieter arbeiten (siehe meine vorherigen Berichte zu Paul Kl.).
Dazu wurde Musik abgespielt, zu der später am Abend in einer Ecke des Kulturraumes auch getanzt wurde. Eindeutig um körperliche Annäherung zu suchen (das Lied „Sche thäm“ jeden Abend!). Das Abspielen der Musik erfolgt ebenfalls ohne Anmeldung bei den örtlichen Behörden und ohne Abgabe der Titellisten für die GEMA und ohne GEMA-Abgabe. Die gesetzlich vorgegebene Höchstgrenze von 40 Prozent Anteil der westlichen Musiktitel war zu keiner Zeit eingehalten und wurde deutlich überschritten.
Dabei geht es vor allem um die alkoholisierte Belästigung der jungen weiblichen Studentinnen, die hier ihren Ferieneinsatz leisten. So hatte es Brenner geschafft, daß ihm fast nur ausschließlich weibliche Studenten der Pädagogischen Hochschule als Gruppenbetreuer zugeteilt wurden. Die Arbeitsweise der Verteilungsstelle für Ferienlagereinsätze bei der Pädagogischen Hochschule ist dringend kontrollbedürftig.
Unter den Studentinnen waren mir insbesondere die Personalien der Gesine Linkerband, Sabine Cressdahl und Liane Hadersaat erkenntlich, die in der kurzen Zeit meines Besuches mit verschiedenen Partnern sehr körperlich engen Kontakt hielten. Bei den dazu unauffällig geführten Gesprächen mit männlichen Anwesenden stellte sich mir heraus, daß die körperlichen Aktivitäten in den Nächten noch weiter über das Tanzen hinausgingen bis hin zu Kohabitationen. Dazu sollten die Strandbereiche aufgesucht worden sein, wobei es wiederholt zum Vollzug des Geschlechtsaktes kommen soll.
Bei einem Kontrollgang war mir jedoch nichts aufgefallen. Den verbotenen Aufenthalt im Grenzgebiet am Strand sahen die Übeltäter nicht als großes Hindernis an. Die Nachtstreifen der Grenzsicherungsorgane am Strand werden dabei regelrecht ausgetrickst, indem man sich im Dunklen hinter den von Urlaubsgästen angehäuften Strandburgen versteckte. Wenn die Grenzsicherungsorgane am Tage bei Patrouillengängen am Strand verstärkt darauf achten würden, daß das Verbot von Sandburgen, das auf den Schildern am Strand aufgestellt ist (Schilder oft unleserlich!), allumfassend durchgesetzt würde, so könnten diese verurteilungswürdigen, moralischen Mißstände eingedämmt werden.
Insbesondere in Bezug auf die Betreuung der Kinder ist auf die Gefahren hinzuweisen, die das moralische Fehlverhalten der Betreuer für unsere Kinder darstellt.
In Bezug auf die Sportler, die aus der benachbarten Sportschule kamen, ist festzustellen, daß das Alkoholverbot in der Sportschule dazu führt, daß die Sportler im Spätverkauf des Ferienlagers eine versteckte Möglichkeit, Alkohol zu konsumieren, entdeckt hatten und daher heimlich hingehen. Ich schlage vor, daß der Genosse Direktor der Sportschule Kieserow hiervon in Kenntnis gelangt (Ausgangskontrollen verschärfen!), insofern die Führung hier nicht eine geeignete Gelegenheit wahrnimmt, konspirativ weiter zu ermitteln.
In Bezug auf die Sportlerinnen konnte ich Kenntnis erlangen, daß Brenner mit der Leistungssportlerin Carla Klittmann eine intime Beziehung einging. Dabei hat sich herumgesprochen, daß Gen. Klittmann jeden Abend den Brenner besuchte. Ich persönlich habe aber auch zur Mittagszeit, z. B. am 9.8. um 13.15 Uhr, die Gen. Klittmann und den Brenner in den privaten Bungalow vom Brenner gehen sehen. Leider waren bei drei Fenstern die Vorhänge vorgezogen und beim vierten nur halb, wo sie sich jedoch nicht aufhielten (Toilette!). Jedoch habe ich unvorhergesehen am nächsten Tag Gelegenheit erhalten, Gen. Klittmann eingehend kennzulernen.
Brenner bat mich am 10.8. um eine medizinische Konsultation für Gen. Klittmann. Ich bestellte sie für den 10.8. um 19 Uhr in den Sanitätsraum im Ferienlager. Die Konsultation dauerte bis 19.23 Uhr an. Dabei erklärte sie mir, daß sie bereits zum zweiten Mal aufeinanderfolgend keine Menorrhö hatte und sie gerne wissen will, ob Gestation eingetreten ist. Zum Arzt der Sportschule wollte sie nicht gehen, angeblich, um niemanden zu beunruhigen.
Der durchgeführte Test ergab dann aber graviditas negativ. Die Anamnese auf Krankheitssymptome ebenfalls negativ, Medikamente, die aktuell verabreicht werden, evtl. auch wegen Sportverletzungen oder zur Vorbeugung wie z.B. Vitamingaben, negativ, außer daß Ovulationshemmer eingenommen werden. Phänotypisch ist virilisierender Status ausgeprägt, was genetisch oder anders bedingt sein kann. Dabei verfügt sie über eine hypertrophierte Sportfigur, durchscheinendes, fettarmes Subcutangewebe, eine mutierende Stimme, Hirsutismus an den Extremitäten und fortgeschrittene Hypotrichose. Die Ursachen für den ausbleibenden Zyklus können polyvariabel obligat oder fakultativ pathogen oder nonp. sein.
Ich habe Gen. Klittmann dahingehend beruhigt, daß das sportliche Hochleistungstraining eine Art Stressituation für den Körper darstellt und daß unter Stress die Regelblutung aussetzen kann. Das war Gen. Klittmann bereits bekannt. Sie bestätigte, daß sie im Moment in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft steht, die für sie von ganz entschiedener Bedeutung für ihre weitere Laufbahn ist. Ich habe ihr dabei viel Erfolg gewünscht und sie verabschiedet.
Da Erik Brenner den Termin bei mir vereinbart hatte, ist davon auszugehen, daß er Kenntnis von der Angelegenheit hat. Es ist hier in Bezug auf die Absicherung der sportlichen Erfolge dringend angeraten, daß Brenner die Bekanntschaft mit Gen. Klittmann beendet. Es könnten bei der Ausübung des sportlichen Hochleistungstrainings medizinisch bedingte Dinge auftreten, die Gen. Klittmann nur mit den zuständigen Genossen im Sportklub und der Sportschule abklären sollte. Die Tatsache, daß sie sich auf eigene Faust Gewißheit über die Schwangerschaft verschaffen wollte, zeigt das ungefestigte Vertrauen einer, wenn auch noch jungen Genossin in persönlich schwieriger Situation zu den helfenden Genossen in ihrer Umgebung.
Die Gen. Claudia Öxlsauser, die der Gen. Klittmann als Physiotherapeutin und Vertrauensperson zur Seite gestellt wurde, konnte nicht verhindern, daß Gen. Klittmann außerhalb des von Gen. Öxlsauser beaufsichtigten Bereiches bei mir einen Schwangerschaftstest durchführte. Durch meine hohe Einsatzbereitschaft war ich bemüht, den Fehler der Gen. Öxlsauser auszubessern.
Der Brenner ist verheiratet und von daher besteht der Ansatz der Möglichkeit, mit der Androhung der Bekanntmachung der intimen Beziehung die Beseitigung der Gefahr der Weitergabe vertraulich zu behandelnder Informationen an ihn in zeitnaher Art und Weise und unter der Berücksichtigung bzw. der vollen Verwirklichung der Einhaltung der Zielstellung der Sportlerin und ihres Sportklubs zu erreichen. Frau Brenner soll schon mit viel Aufsehen verbundene Eifersuchtszenen im Ferienlager und auch außerhalb des Lagers im Ort Kieserow gemacht haben, die den Brenner zur Zurückhaltung bei der Aufnahme außerehelicher, intimer Beziehungen (sog. „Seitensprünge“) veranlasst haben.
Die gemachten Ausführungen zum medizinischen Befund der Sportlerin Klittmann sollen keineswegs eine Kritik an den verantwortlichen Kollegen Sportärzte sein. Ich möchte sie als Hinweise eines klinisch tätigen Kollegen verstanden wissen, der hiermit die dringende Notwendigkeit betont, nun endlich von der Gabe therapeutisch induzierter Anabolika über die eigenständige Entwicklung sportartspezifischer, unterstützender Mittel hin zur individuell geprägten Adaptation der Pharmazeutika zu kommen. Die Gefahr, daß bereits der phänotypische Status der Sportlerinnen vom Klassengegner zum Anlass genommen wird, über die Rechtmäßigkeit der erzielten Leistungen zu spekulieren und das Ansehen unserer Sportlerinnen, Ärzte, Trainer und Funktionäre in Mißkredit zu bringen, ist nicht länger hinnehmbar.
Ich hoffe, mit meinem Bericht einen Beitrag zur weiteren Stärkung der Republik geleistet zu haben.

gez. IM Dr. Tüchl

Dies ist eine mit page4 erstellte kostenlose Webseite. Gestalte deine Eigene auf www.page4.com